Sieben Dreidel liegen in einer Reihe, aus Kunststoff, Holz, Metall und Glas

Dreidel

Zum jüdischen Hanukkah-Fest gehört der Dreidel, die 4 Seiten tragen die hebräischen Buchstaben nun, gimel, hej und schin.

Die Legende

Diese Buchstaben werden gedeutet als: Ness gadol haja scham. = Ein großes Wunder geschah dort. Gemeint ist das Lichtwunder, das im Hanukkah-Fest gefeiert wird:

Im Jahr 167 v.Chr. vertrieben die Juden die griechisch-syrischen Besatzer aus Jerusalem und fanden nur noch ein Krug von koscheren Öls, das eigentlich nur für einen Tag gereicht hätte. Durch ein Wunder brannte die Lampe 8 Tage, gerade so lange es dauerte, neues Öl herzustellen.

Auch für die Bedeutung der Kreisel gibt es eine Legende: Das Studium der Tora war von der Besatzungsmacht verboten, dennoch trafen sich die Kinder heimlich, um in den heiligen Büchern zu lesen. Wenn nun eine Wache kam, wurden die Bücher schnell versteckt und die Kreisel herausgeholt und man behauptete, man habe sich zum Spielen getroffen.

In Israel wird der Buchstabe schin durch po ersetzt: „Ein großes Wunder geschah hier“.

Die Regeln

Das Spiel mit dem Dreidel ist eine von verschiedenen Traditionen im Zusammenhang mit dem Hanukkah-Fest. Jeder Spieler setzt dabei einen Spielstein (das kann eine Bohne oder eine Münze sein) und dann wird reihum gekreiselt. Was der Spieler jeweis tun muß, bestimmt die Seite des Kreisels, die nach dem Drehen nach oben zeigt. Dabei bedeutet:

  • nun – nichts (Spieler bekommt nichts) 
  • gimel – ganz (Nimm alles) 
  • hej – halb (Nimm die Hälfte) 
  • schin – Setze 1

Andere Deutungen

Diese Regel wird häufig angegeben. Eine andere Erklärung findet sich im Jüdischen Lexikon (begr. v. Herliz u. Bruno, Berlin: Kischner, 1927): Demnach bedeutet

  • nun – nimm (Spieler bekommt alles) 
  • gimel – gib (wieviel bleibt unklar) 
  • hej – halb (Nimm die Hälfte) 
  • schin – ist der schlechteste Wurf : „das Ganze zahlen“ oder „stell ein“. 

Der Autor führt den Dreidel auf den babylonischen, später griechischen und römischen Würfel zurück. Dort waren auf den Würfelseiten Götterbilder, wobei Venus (hebr. Noga) der beste und die Abbildung des Saturn (hebr. Schabbetaj) der schlechteste oder Hundswurf war. Dann wären die hebräischen Buchstaben auf den Würfeln Abkürzungen für griechisch-römische Götter! Leider fehlt im Lexikon die Erklärung für die anderen 2 Seiten. Dafür erfahren wir aber noch, daß das Würfelspiel wegen des leichtfertigen Umgehens mit Götzenbildern nicht gern gesehen wurde, Würfelspieler durften kein Zeugnis im Gerichtsverfahren ablegen. Der Gewinn aus dem Würfelspiel galt als unehrlich.

Ob diese Erklärung richtig ist, ist sehr zweifelhaft. Vermutlich sind die verschiedenen Geschichten zur Herkunft nachträglich entstanden und das Spiel hat ursprünglich nichts mit Hanukkah zu tun1. Jedenfalls gab es um 1500 schon das Glücksspiel mit dem 4-Seitigen Würfelkreisel (auch teetotum genannt).2 Die deutschen (oder die gleichlautenden jiddischen) Anfangsbuchstaben N = Nichts; G = Ganz; H = Halb; und S = Stell ein sind dann wohl umgedeutet worden.

Links

Eine Sammlung von silbernen Dreideln

Viele weitere Links und Infos im englischen Wikipedia-Artikel


  1. The Surprising Origin of the Dreidel ↩︎
  2. vgl. auch Breughel, Kinderspiele ↩︎